Carnaval op.9 von Robert Schumann (1810 - 1856 )
Carnaval, Op. 9 ist eines der bekanntesten und beliebtesten Klavierwerke von Robert Schumann (1810–1856). Es wurde zwischen 1834 und 1835 komponiert und 1837 veröffentlicht. Das Werk besteht aus 21 kurzen Charakterstücken, die durch ein gemeinsames Thema miteinander verbunden sind. Es spiegelt Schumanns lebhafte Fantasie und seine Fähigkeit, musikalische Porträts und Stimmungen zu schaffen, wider.
Hintergrund und Inspiration
Schumann wurde zu diesem Werk durch die Karnevalszeit und die Maskeraden inspiriert, die in der Romantik als Symbol für Verkleidung und Verwandlung galten. Ein weiterer wichtiger Einfluss war die Figur der Eusebius und Florestan, zwei fiktive Charaktere, die Schumanns eigene dualistische Persönlichkeit repräsentieren: den nachdenklichen Träumer (Eusebius) und den leidenschaftlichen Kämpfer (Florestan). Diese beiden Figuren tauchen in mehreren Stücken des Zyklus auf.
Ein weiteres zentrales Element ist die musikalische Verwendung der Buchstaben A-S-C-H, die sowohl den Namen der Heimatstadt von Schumanns damaliger Verlobten Ernestine von Fricken (Asch) als auch die Buchstaben in Schumanns eigenem Namen darstellen. Diese Tonfolge (A-Es-C-H bzw. As-C-H) wird in mehreren Stücken als Motiv verwendet.
Struktur und Stücke
Carnaval besteht aus 21 Stücken, die in einer lockeren Abfolge angeordnet sind. Hier eine Übersicht der wichtigsten Stücke:
- Préambule – Ein festliches Eröffnungsstück, das die Atmosphäre des Karnevals einfängt.
- Pierrot – Ein Porträt der traurigen Clownfigur.
- Arlequin – Ein lebhaftes Stück, das den fröhlichen Harlekin darstellt.
- Valse noble – Ein eleganter Walzer.
- Eusebius – Ein ruhiges, nachdenkliches Stück.
- Florestan – Ein leidenschaftliches, energisches Stück.
- Coquette – Ein kokettes, spielerisches Stück.
- Réplique – Eine Antwort auf das vorherige Stück.
- Papillons – Ein leichtes, schmetterlingsartiges Stück.
- A.S.C.H. – S.C.H.A. (Lettres dansantes) – Ein Stück, das das Buchstabenmotiv verarbeitet.
- Chiarina – Ein Porträt von Schumanns späterer Frau Clara Wieck.
- Chopin – Eine Hommage an den polnischen Komponisten Frédéric Chopin.
- Estrella – Ein Stück, das Ernestine von Fricken gewidmet ist.
- Reconnaissance – Ein lyrisches Stück der Wiedererkennung.
- Pantalon et Colombine – Ein lebhaftes Stück über zwei Figuren der Commedia dell’arte.
- Valse allemande – Ein deutscher Walzer.
- Paganini – Eine virtuose Hommage an den Geiger Niccolò Paganini.
- Aveu – Ein intimes, bekenntnishaftes Stück.
- Promenade – Ein spaziergangartiges Stück.
- Pause – Eine kurze Unterbrechung.
- Marche des “Davidsbündler” contre les Philistins – Ein triumphales Finale, das den Kampf der „Davidsbündler“ (Schumanns imaginärer Künstlerbund) gegen die Philister symbolisiert.
Bedeutung und Einfluss
Carnaval ist ein Meisterwerk der romantischen Klaviermusik und zeigt Schumanns Fähigkeit, literarische und persönliche Ideen in Musik zu verwandeln. Es ist technisch anspruchsvoll und erfordert vom Pianisten sowohl Virtuosität als auch ein tiefes Verständnis für die verschiedenen Charaktere und Stimmungen. Das Werk hat zahlreiche Komponisten inspiriert und bleibt bis heute ein zentrales Werk im Klavierrepertoire.
Carnaval ist nicht nur ein musikalischer Karneval, sondern auch ein Spiegel von Schumanns innerer Welt, seiner Beziehungen und seiner künstlerischen Visionen.