Destruktionshorizonte in der Chronologie des Mittelmeers
Der Begriff Destruktionshorizont wird in der Archäologie verwendet, um eine Schicht oder ein archäologisches Niveau zu beschreiben, das durch Zerstörungsevent, wie Krieg, Brand, Erdbeben oder andere katastrophale Ereignisse, gekennzeichnet ist. Solche Horizonte sind wichtig für die Chronologie, weil sie oft datierbare Anhaltspunkte bieten und helfen, unterschiedliche archäologische Schichten zeitlich einzuordnen.
Destruktionshorizonte im Mittelmeerraum
Im Kontext der mediterranen Archäologie spielen Destruktionshorizonte eine zentrale Rolle bei der Rekonstruktion von historischen Ereignissen und kulturellen Übergängen. Einige bekannte Destruktionshorizonte in der Chronologie des Mittelmeers sind:
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Ende der Bronzezeit (ca. 1200 v. Chr.) – das "Späte Bronzezeit-Zusammenbruch"
Dieser Horizont ist einer der bedeutendsten Zerstörungsphasen im gesamten östlichen Mittelmeerraum. Eine Vielzahl von Siedlungen, Palästen und Städten in Griechenland, Kleinasien, Zypern, dem Levantegebiet und sogar in Ägypten wurden um diese Zeit zerstört oder verlassen.- Ursachen: vermutlich eine Kombination aus invasiven Völkerbewegungen (etwa die Seevölker), interne soziale Probleme, Naturkatastrophen und Klimaveränderungen.
- Bedeutung: Markiert das Ende der Mykenischen Kultur, den Zusammenbruch der Hethiter und eine Phase der kulturellen und politischen Neuordnung. Die Zeit danach wird oft als „Dunkle Jahrhunderte“ bezeichnet.
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Destruktionshorizont von Ugarit (ca. 1190 v. Chr.)
Die Stadt Ugarit an der syrischen Küste wurde etwa um 1190 v. Chr. zerstört, wahrscheinlich ebenfalls im Zusammenhang mit den Völkerwanderungen und den Seevölkern. Archäologisch zeichnet sich dies durch Brandspuren, zerstörte Gebäude und abrupten Siedlungsabbruch aus. -
Zerstörung von Hattusa (ca. 1200 v. Chr.)
Die Hauptstadt der Hethiter wurde um die gleiche Zeit vernichtet. Dies ist ein weiterer Beleg für den großflächigen Zusammenbruch von Kulturen und Stadtstaaten in jener Epoche.
Bedeutung für die Chronologie
Destruktionshorizonte dienen im Mittelmeerraum als chronologische Marker, da sie häufig mit:
- historischen Dokumenten (z. B. ägyptische Inschriften über die Seevölker) korreliert werden können,
- dendrochronologischen und radiokarbonbasierten Datierungen verbunden sind,
- einem abrupten kulturellen Wandel bzw. Bevölkerungswandel entsprechen.
Somit ermöglichen sie eine präzisere zeitliche Einordnung von archäologischen Schichten und Ereignissen.
Zusammenfassung:
- Destruktionshorizonte sind archäologische Schichten, die durch Zerstörung gekennzeichnet sind.
- Im Mittelmeer besonders wichtig ist der große Destruktionshorizont um 1200 v. Chr., der das Ende der späten Bronzezeit markiert.
- Dieser Horizont zeigt den Zusammenbruch mehrerer Kulturen (Mykener, Hethiter, Ugarit) und wird mit Völkerwanderungen, Naturkatastrophen und anderen Krisen in Verbindung gebracht.
- Diese Horizonte dienen als wichtige zeitliche Anhaltspunkte in der mediterranen Chronologie.
Falls du zu einem speziellen Mittelmeergebiet oder einer bestimmten Epoche mehr Details möchtest, lass es mich gerne wissen!